Zeit für Frühlingsgefühle – Sexualität und Kinderwunsch nach Transplantation
Der Frühling kommt und mit ihm die Frühlingsgefühle! Doch Intimität und Sexualität sind Themen, die während Ihrer Krankheit und Behandlung möglicherweise in den Hintergrund gerückt sind. Mit der Transplantation haben Sie die Chance auf Normalität und wiedergewonnene Lebensqualität, auch was die Sexualität betrifft. Denn nach einer Organtransplantation ist ein Sexualleben im Allgemeinen ohne Bedenken möglich1. Ein paar Aspekte sollten Sie dennoch beachten. Zudem bestehen häufig Fragen und Unsicherheiten. In jedem Fall ist ein aufrichtiger Austausch mit dem*der Partner*in zu Ängsten, Wünschen und ggf. sexuellen Problemen wichtig. Außerdem sollten Sie sich nicht scheuen, das Thema in Ihrem Transplantationszentrum anzusprechen.
In Abhängigkeit von der Wundheilung kann man in der Regel bereits 4 – 6 Wochen nach der Transplantation sexuell aktiv werden. Dabei ist es gut zu wissen, dass sich das Sexualleben nach einer Organtransplantation verändern kann. So kommt es bei Nierenempfänger*innen häufig zu einer Verbesserung der sexuellen Funktion, die zuvor in der Zeit der Dialysepflicht eingeschränkt gewesen sein kann2. Nach einer Lebertransplantation kann es bei manchen Männern zu einem gesteigerten sexuellen Verlangen (Libido) kommen1. Auf der anderen Seite ist ein Libidoverlust oder eine sexuelle Fehlfunktion sowohl bei Männern als auch bei Frauen nach der Transplantation möglich. Dies kann durch den Eingriff der Transplantation selbst, durch psychische Folgen der Transplantation oder durch die Einnahme von Immunsuppressiva bedingt sein1. Darüber hinaus nehmen Transplantierte häufig auch andere Medikamente ein, die die sexuelle Funktion beeinflussen können2. Glücklicherweise gibt es jedoch verschiedene Möglichkeiten, sexuelle Fehlfunktionen zu behandeln – lassen Sie sich hierzu von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin beraten.
Die erforderliche immunsuppressive Therapie im Anschluss an eine Transplantation führt generell zu einem erhöhten Infektionsrisiko und das schließt auch Genitalinfektionen ein. Sie und Ihr*Ihre Sexualpartner*in sollten daher einige (Hygiene-)regeln beachten, um sich vor Genitalinfektionen zu schützen1. Dazu gehört unter anderem die Verwendung von Kondomen. Kondome sind, neben Diaphragmen, darüber hinaus auch am besten für die Verhütung nach einer Transplantation geeignet, da die Wirkung oraler Verhütungsmittel wie der Pille durch die Einnahme von Immunsuppressiva abgeschwächt werden kann1.
Zum Thema Sexualität gehört auch das Thema Kinderwunsch, ein Aspekt, der bereits bei der Beratung über eine Transplantation besprochen werden sollte. Die Transplantation selbst wirkt sich in der Regel nicht langfristig auf die Fruchtbarkeit aus. So normalisieren sich bei Frauen Eisprung und Menstruation innerhalb von 6 – 9 Monaten nach dem Eingriff2. Jedoch können einige Immunsuppressiva die Fruchtbarkeit von Männern und Frauen reduzieren. Diese Medikamente können ebenfalls Fehlbildungen des Fötus verursachen, weshalb bei einer geplanten Schwangerschaft ggf. eine Anpassung der immunsuppressiven Therapie erforderlich ist. Sprechen Sie und Ihr*Ihre Partner*in bei bestehendem Kinderwunsch daher frühzeitig mit Ihrem Transplantationszentrum.
Generell ist die Erfüllung eines Kinderwunschs nach Nierentransplantation möglich. Es sollten aber mind. ein Jahr seit der Transplantation vergangen und einige weitere Voraussetzungen erfüllt sein 3. Zudem wird eine Schwangerschaft bei Frauen mit Spenderniere immer als Hochrisikoschwangerschaft eingestuft und sollte eng vom Transplantationszentrum sowie einem*einer entsprechend qualifizierten Gynäkolog*in begleitet werden2.
Sie merken, wenn Sie einige Dinge beachten und ggf. weiteren Rat von einer Fachkraft einholen, können Sie Ihre Frühlingsgefühle wieder unbeschwert genießen. Werfen Sie doch auch einen Blick in unsere Broschüre „Sexualität und Kinderwunsch“, wenn Sie an weiteren Informationen rund um das Thema interessiert sind.
- Transplant-Wissen. Sexualität. https://www.transplant-wissen.de/sexualitaet/, abgerufen am: 13.12.2023
- Agarwal KA, Pavlakis M. Sexuality, contraception, and pregnancy in kidney transplantation. Kidney Medicine 2021;3(5):837-47
- McKay DB, Josephson MA. Reproduction and transplantation: report on the AST consensus conference on reproductive issues and transplantation. Am J Transplant 2005;5(7):1592-9
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Referenzen
Online: www.organspende-info.de/organspende/transplantierbare-organe/nierentransplantation.html (Zuletzt aufgerufen am 17.04.2024) Lutz J & Heemann U. Internist 2002;43:1559–1565 Kashani K et al. Eur J Intern Med 2020;72:9–14 Ben-Ari Z…
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