Sexualität

Sexualität

Wie verhalte ich mich in meinem Alltag?

Sie haben vermutlich mehrere Jahre auf Ihr Spenderorgan gewartet. Die Organtransplantation bietet endlich Hoffnung auf Normalität, Selbstbestimmung und eine wiedergewonnene höhere Lebensqualität.

Sexualität

Nach einer Organtransplantation kann Ihre Sexualität durch den Eingriff selbst, immunsuppressive Medikamente und psychische Folgen beeinträchtigt werden. Ein Sexualleben ist dennoch nach der Transplantation ohne Bedenken praktizierbar. 

 

Wenn Sie weitere Informationen zum Thema suchen, finden Sie viele hilfreiche Informationen in unserer Broschüre „SEXUALITÄT UND KINDERWUNSCH“.

  • Organtransplantation und die immunsuppressive Behandlung können zu sexueller Dysfunktion führen. Lassen Sie sich von Ihrem*Ihrer Ärzt*in darüber beraten, wie Sie diesem Leiden entgegenwirken können.
  • Obwohl einige Immunsuppressiva zu Unfruchtbarkeit und Fehlbildungen des Fötus bzw. der Spermien führen können, ist die Erfüllung eines Kinderwunschs nach ärztlicher Absprache prinzipiell möglich.
  • Aufgrund von möglichen Infektionen und einer Wirkabschwächung der Pille durch Immunsuppressiva ist es am sichersten, nach einer Organtransplantation zur Verhütung Kondome und Spermizide zu nutzen.
  • Unter der immunsuppressiven Therapie nach der Organtransplantation ist es wichtig, dass Sie einige Hygieneregeln beachten, um der Übertragung von Infektionen durch Geschlechtsverkehr vorzubeugen.
Sie haben vermutlich mehrere Jahre auf Ihr Spenderorgan gewartet. Die Organtransplantation bietet endlich Hoffnung auf Normalität, Selbstbestimmung und eine wiedergewonnene höhere Lebensqualität. Für viele Menschen ist ein erfülltes Sexualleben Teil der Lebensqualität. Und auch nach einer Transplantation ist ein Sexualleben ohne Bedenken praktizierbar. Wann Sie nach einer Transplantation wieder sexuell aktiv werden können, hängt von der Wundheilung ab. Nach einer Nierentransplantation hängt der Zeitpunkt einer erneuten Aufnahme des Sexuallebens vom Entfernen der Harnleiterschiene ab. Besprechen Sie diese Thematik am besten mit Ihrem Transplantationszentrum. Im Folgenden möchten wir Ihnen zu einigen möglichen Fragen Informationen bereitstellen.
 

Auswirkungen einer Transplantation auf die Sexualität 

Obwohl ein Sexualleben nach der Transplantation ohne Bedenken praktizierbar ist, sollten Sie nach dem Eingriff zunächst vier bis sechs Wochen auf Geschlechtsverkehr verzichten. Durch die Transplantation kann es sein, dass körperliche oder psychische Einschränkungen Ihr Sexualleben beeinflussen. So kann es sowohl bei Männern als auch bei Frauen zu sexueller Dysfunktion (Fehlfunktion) bzw. einem verminderten Verlangen nach sexueller Aktivität (Libido) kommen.
 

Sexuelle Funktionsfähigkeit nach einer Nierentransplantation

Einen Sonderfall kann in diesem Zusammenhang die Nierentransplantation darstellen. Unter Dialysebehandlung kann es zu einer Verschlechterung der sexuellen Funktion kommen, welche sich nach Entfallen der Dialyse nach einer Nierentransplantation unter Umständen zurückbilden kann. Nach einer Lebertransplantation kann es bei Männern zu einem gesteigerten sexuellen Verlangen kommen. Parallel stören jedoch häufig Immunsuppressiva die erektile Funktionsfähigkeit.
 
 

Gründe für eine sexuelle Fehlfunktion nach einer Organtransplantation

 

Psyche

Nach einer Organtransplantation können psychische Einschränkungen bei Männern und Frauen auftreten, wie ein geringes Selbstwertgefühl durch das veränderte Erscheinungsbild, Depression, Angst und Libidoverlust.
 

Intiminfektionen durch Immunsuppressiva

Aber auch körperliche Beeinträchtigungen, beispielsweise durch die immunsuppressive Therapie, können einen negativen Einfluss auf das Sexualleben haben. Durch Immunsuppressiva begünstigte Infektionen können außerdem dazu führen, dass Sie sich müde und abgeschlagen fühlen. Infektionen, die den Genitalbereich betreffen, wie z. B. Hefe-Infektionen bei Frauen, wirken sich direkt negativ auf das Sexualleben aus. Hefe-Infektionen können auch durch einen unkontrollierten Blutzucker, wie er unter Einnahme von Immunsuppressiva typisch ist, begünstigt werden [14]. Zudem kann es bei Frauen nach der Transplantation zu vaginaler Trockenheit kommen, der durch die Verwendung hormonfreier Gleitcremes und -gele entgegengewirkt werden kann. 
 

Potenzstörung durch Immunsuppressiva

Bei Männern sind mögliche körperliche Folgen der Transplantation und der Einnahme von Immunsuppressiva Potenzstörung, Erektionsstörung und Impotenz (erektile Dysfunktion).  Bei erektiler Dysfunktion können verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, wie beispielsweise die Einnahme von 5-Phosphodiesterase (PDE-5)-Hemmern, Abhilfe schaffen. Diese Arzneimittel hemmen die Aktivität des Enzyms Phosphodiesterase, wodurch im Zusammenspiel mit sexueller Erregung eine Erektion ermöglicht wird. Die Einnahme von PDE-5-Hemmern nimmt zwar keinen Einfluss auf die Wirksamkeit der immunsuppressiven Therapie, trotzdem ist es wichtig, dass Sie sich über die Einnahme dieser Medikamente und mögliche unerwünschte Arzneimittelwirkungen fachärztlich aufklären lassen. Auch die sogenannte Schwellkörperautoinjektionstechnik, bei der sich der Mann bei Bedarf bestimmte Medikamente selbst in den Schwellkörper spritzt oder in die Harnröhre einbringt, bietet eine Möglichkeit, der erektilen Dysfunktion entgegenzuwirken. Neben der Abhilfe durch Medikamente können aber auch mechanische Hilfsmittel eingesetzt werden wie Penisvakuumsysteme oder Schwellkörperimplantate. Letztere werden operativ eingesetzt.
 

Fruchtbarkeit

Frauen erlangen in der Regel schon ein paar Monate nach der Transplantation wieder eine normale Menstruationsfunktion und Fruchtbarkeit sowie eine Stabilisierung des Hormonspiegels. Trotzdem können einige Immunsuppressiva die Fruchtbarkeit von Mann und Frau reduzieren und sogar Fehlbildungen des Fötus bzw. bei Männern auch Fehlbildungen der Spermien fördern (z. B. Mycophenolatmofetil, Everolimus/Sirolimus).
 

Erfüllung eines Kinderwunschs nach Organtransplantation

Kontaktieren Sie bei einem Kinderwunsch Ihr Transplantationszentrum, um die immunsuppressive Therapie vor einer geplanten Schwangerschaft anzupassen. Diese ist nach Leber- und Nierentransplantation trotz potenziell toxischer Wirkungen der immunsuppressiven Therapie möglich. Trotzdem sollten sich sowohl Männer als auch Frauen mit Kinderwunsch bei Erhalt einer immunsuppressiven Therapie fachärztlich beraten lassen. Sie sollten eine Schwangerschaft jedoch innerhalb des ersten Jahres nach der Transplantation vermeiden, da eine vollständige Organfunktionsfähigkeit gewährleistet sein muss. Lassen Sie sich vor einer Schwangerschaft ausführlich durch eine ärztliche Fachkraft beraten, damit sie kontrolliert und komplikationsfrei abläuft. Voraussetzungen für eine Schwangerschaft nach der Transplantation sind:
  • Guter Allgemeinzustand
  • Stabile Organfunktion (keine akuten oder kürzlich erfolgten Abstoßungsreaktionen)
  • Unauffälliger Ultraschallbefund des Transplantats
  • Stabile Immunsuppression
  • Normaler Blutdruck oder gut therapierter hoher Blutdruck
  • Gute Nierenfunktion
  • Normaler Harnabfluss
  • Normaler Blutzuckerspiegel oder gut eingestellter Diabetes mellitus
  • Enge Zusammenarbeit verschiedener Fachärzt*innen und des Transplantationszentrums
Auch nach einer Schwangerschaft sollten Sie sich weiterhin gut mit Ihrem*Ihrer behandelnden Ärzt*in absprechen. Einige Immunsuppressiva können sich beispielsweise in der Muttermilch anreichern, sodass Risiken und Vorteile des Stillens abgeklärt werden sollten.
 

Verhütung

Nach einer Organtransplantation ist für Sie die Empfängnisverhütung mit Kondomen oder Diaphragmen die sicherste Option. Die Einnahme von niedrigdosierten oralen Verhütungsmitteln („Pille“) ist zwar möglich, sollte aber vor dem Hintergrund möglicher Nachteile, wie ein ggf. erhöhtes Risiko für Blutgerinnsel, Bluthochdruck, Magen-Darm-Probleme, Herzkrankheiten, Depression und dem fehlenden Schutz vor Geschlechtskrankheiten, überdacht werden. Unter der Einnahme von Immunsuppressiva ist die Wirkung der Pille vermindert, weshalb die zusätzliche Verhütung mit einem Kondom empfohlen wird.
 

Schutz vor Genitalinfektionen 

Da Ihr Immunsystem nach einer Organtransplantation durch eine immunsuppressive Therapie unterdrückt wird, haben Infektionen leichtes Spiel. Sie können jedoch bakteriellen, viralen oder Pilzinfektionen durch hygienische und schützende Maßnahmen vorbeugen:
  • Gründliche Intimhygiene, auch beim Partner bzw. bei der Partnerin (Waschrichtung von vorne nach hinten, um das Eindringen von Darmbakterien in die Harnwege zu vermeiden)
  • Hygienische Waschhilfsmittel (bei über 60°C waschen oder Einmalwaschlappen verwenden)
  • Gute Hygiene von Dauerkathetern
  • Behandlung von Infektionen (auch bei dem*der Partner*in, um wechselseitige Ansteckungen zu vermeiden)
  • Verwendung von Kondomen mit Spermiziden
  • Vermeidung von wechselnden Sexualpartner*innen und Geschlechtsverkehr bei erhöhter Infektionsgefahr durch den*die Partner*in

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