„Die Transplantation war die richtige Entscheidung.“
Im November 1978 bekam ich im Alter von 13 Jahren eine Angina, welche sich später als Streptokokkeninfektion entpuppte. Hieraus entwickelte sich eine Autoimmunerkrankung an meinen Nieren – eine Glomerulonephritis. Dies bedeutete für mich erst mal einen dreimonatigen Krankenhausaufenthalt. Da es sich um eine akute Form der Glomerulonephritis handelte und um weitere Infektionen der Rachenmandeln zu verhindern, wurden diese entfernt. Doch aus der akuten Form wurde eine chronische. Dies bedeutete für mich mindestens halbjährlich Kontrolltermine.
Mit 16 machte sich bereits ein zu hoher Blutdruck bemerkbar, der mit Medikamenten eingestellt werden musste. Mehrere Jahre bemerkte ich nichts mehr von meiner Nierenerkrankung. Hin und wieder musste der Blutdruck neu eingestellt werden.
Anfang 2007 verschlechterten sich meine Nierenwerte zusehends. Mit Prednisolon wurde versucht, die Verschlechterung meiner Nierenfunktion aufzuhalten, mit mäßigem Erfolg. Im Februar 2008 wurde mein erster Shunt angelegt. Doch statt zu reifen, war er nach vier Wochen verschlossen. Es erfolgten noch drei weitere Versuche einer Shunt-Anlage. Mir ging es körperlich immer schlechter. Auch die Nierenwerte wurden immer schlechter, so dass ich am 30.04.2008 meine erste Dialyse hatte. Zwei Jahre war ich an der Hämodialyse. Dreimal die Woche viereinhalb Stunden. Immer mit der Angst: Hoffentlich hält der Shunt. Der hatte sich in dieser Zeit mehrfach verschlossen. Das hieß, wieder Katheter am Hals und OP am Shunt. Die Blutwäsche war körperlich sehr anstrengend für mich und ich war überhaupt nicht belastbar. Konnte immer nur noch das Nötigste machen. Ich konnte so zwar weiterleben, aber die Lebensqualität hat schon sehr darunter gelitten.
Meine Mutter wollte mir eine ihrer Nieren spenden und ließ sich daraufhin testen. Nachdem sie als potentieller Spender ausgeschlossen wurde, habe ich mich entschieden, Peritonealdialyse zu machen. Das habe ich körperlich wesentlich besser vertragen, konnte so auch wieder mehr am Leben teilhaben.
Die Untersuchungen für die Transplantationsliste bzw. für das Transplantationszentrum habe ich regelmäßig machen lassen, so dass ich „nur“ noch auf den Anruf warten musste. Und der kam am 21.08.2015 gegen 18:30 Uhr. Erst waren meine Frau und ich total aufgeregt und haben eine Runde geheult. Dann haben wir die Tasche gepackt, ein Taxi gerufen und los ging es.
Im Transplantationszentrum wurde jede Menge Blut abgenommen und es wurden viele Untersuchungen gemacht. Ich habe letztmalig das Dialysat ablaufen lassen. Gegen 00:30 Uhr wurde ich in den OP geschoben. Morgens gegen 07:00 Uhr habe ich das erste Mal auf die Uhr geschaut und war total fertig. Ich dachte, dass ich nie wieder aufstehen kann. Aber das Personal war sehr hilfsbereit. Tag für Tag und Schritt für Schritt ging es mir besser. Und schnell konnte ich schon wieder über den Gang laufen.
Meine neue Niere hat sofort die Arbeit aufgenommen, so dass mein Kreatinin tagtäglich sank. Nach zwanzig Tagen war ich wieder zu Hause. Natürlich war ich noch sehr angeschlagen von dem Eingriff und von den vielen Medikamenten, die ich nehmen musste. Außerdem spielten durch die Transplantation mein Blutdruck und mein Blutzucker verrückt, alles viel zu hoch. Aber mit Hilfe der Medikamente habe ich alles wieder gut in den Griff bekommen. Und nach einem Jahr brauchte ich die zusätzlichen Medikamente nicht mehr.
Im November 2015 war ich zur Reha in der Klink. Diese Reha hat mir sehr gut getan, so dass ich langsam wieder mit Arbeiten beginnen konnte. Die Spenderniere leistet seit der Transplantation sehr gute Arbeit. Mir geht es wesentlich besser als vor und während der Dialyse. Man darf nicht vergessen, dass man durch die Transplantation nicht gesund wird. Aber die Lebensqualität ist sehr viel besser. Ohne Transplantation könnte ich nicht so viel Spaß mit meinem Enkel (jetzt 2 ½ Jahre) haben. Ich bin viel unternehmenslustiger und belastbarer.
Ich bin dem Spender und seiner Familie sehr, sehr dankbar. Auch dem Ärzteteam und Pflegepersonal des Transplantationszentrums möchte ich auf diesem Wege Danke sagen.