„Ich würde die Entscheidung für die Transplantation immer wieder treffen.“
Im Alter von 20 Jahren wurden bei mir bei einer Routineuntersuchung Zystennieren festgestellt. Über 15 Jahre war ich deshalb in regelmäßiger Kontrolle. Die Zysten wurden größer, zuletzt war die größte 20 cm im Durchmesser. Einblutungen, Schmerzen, Entzündungen gehörten dazu. Bei einem Fußball- spiel 1998 kam es zum Nierenriss und die rechte Niere musste daraufhin sofort entfernt werden. Mit nur noch einer Zystenniere war die Wahrscheinlich- keit groß, mit unter 50 Jahren an die Dialyse zu müssen. Die Werte wurden schlechter, ein Shunt wurde angelegt und am Montag nach dem Einschu- lungswochenende unserer Kinder musste ich das erste Mal zur Dialyse. An diesem Tag ist für mich eine Welt zusammengebrochen: Ich konnte und wollte mir nicht vorstellen, dass ich mein ganzes Leben – egal ob Weihnachten oder Urlaub – dreimal pro Woche zur Dialysebehandlung gehen sollte.
Für mich stand deshalb schnell fest, dass ich mich für eine Transplantation listen und weiter beruflich tätig sein wollte. Trotz meiner Dialysen am frühen morgen war ich am Nachmittag und an den Zwischentagen immer beruflich unterwegs. Und auch Urlaubsreisen ins In- und Ausland wollte ich mir, vor allem wegen meiner Familie, nicht nehmen lassen. Das war nicht immer einfach: Die hygienischen Bedingungen waren sehr unterschiedlich und auch die Sprachbarriere machte es nicht einfach …
Vier Jahre später musste auch die linke Niere wegen Einblutung und Entzündung entfernt werden. Es gab gar keine Ausscheidung mehr und dann wurde als Zufallsbefund in der entfernten Niere ein Karzinom festgestellt. Von der schweren Entzündung erholte ich mich langsam, gerade in dieser Zeit war die Unterstützung meiner Familie, die täglich weite Wege fuhr, um mich zu besuchen, sehr wichtig. Und da war der unbedingte Wille, irgendwann dialysefrei und normal zu leben. Bekannte und Verwandte hatten sich zur Lebendspende bereit erklärt. Leider mussten sie aus gesundheitlichen und immunologischen Gründen abgelehnt werden. Sieben Jahre Dialyse. Sieben Jahre Einschränkung beim Essen und Trinken, mit hohen Kalium- und Phosphatwerten. Ich stellte mir die Frage: „Wird der ersehnte Anruf vom Transplantationszentrum überhaupt noch kommen?“
2013 kam der erste Anruf in der Nacht. Hektik, Aufregung und dann aber die Nachricht, dass das Transplantat nicht geeignet sei. Erst Hoffnung, dann Enttäuschung. Gleichzeitig aber die Hoffnung, dass es doch Wirklichkeit werden kann. Ein paar Monate später auch kein optimales Organ, das nach intensiver Diskussion mit den Ärzten auch nicht transplantiert wurde. Im März 2014 bekam ich zwei Krampfanfälle. Wie viel noch? Aber das Ziel waren meine Frau und die Kinder. Am 20. Februar 2015, wieder nachts, kam dann der entscheidende Anruf. Wieder Aufregung, aber schon etwas geordneter. Um 8 Uhr morgens wurde ich dann operiert. Wegen sehr hoher Kaliumwerte musste ich nach der Transplantation noch einmal dialysiert werden. Für die behandelnden Ärzte war dies nicht ungewöhnlich. Dann nahm die Niere zunehmend ihre Tätigkeit auf. Aber ich hatte eine hartnäckige Lymphozele (sich ansammelndes Wundwasser), die immer wieder drainiert und abgeleitet werden musste. Und eine akute Abstoßung musste behandelt werden. Fünf Wochen stationär. Als ich zu verzweifeln drohte, haben mir die Ärzte immer wieder Mut zugesprochen: „Das Endergebnis zählt“. Seitdem geht es mir sehr gut und ich würde die Entscheidung für die Transplantation immer wieder treffen. Ich fühle mich fit und gesund, kann fast alles essen und trinken.
Ich bin in meinem Beruf als Servicetechniker im Medizintechnikbereich im Außendienst tätig. In regelmäßigen Abständen bin ich im Transplantations- zentrum zur Kontrolle.
Abschließend möchte ich mich bedanken; es ist für mich ein Bedürfnis. Ich bedanke mich beim Chirurgenteam, bei den betreuenden Ärzten und vor allem bei meinem Organspender. Vielen, vielen Dank.