„Knall auf Fall, mit gutem Ende.“
„Sie haben eine akute Niereninsuffizienz, wir müssen schnellstmöglich dialysieren.“
Diese Nachricht riss mich aus meinem bisherigen Leben. Ich hatte immer viel gearbeitet, führte eine bis dahin glückliche Beziehung. Dabei ging ich damals mit der Vorstellung von einer „Kleinigkeit“ zu meiner Hausärztin. Wochenlang hatten mich Übelkeit, Kopfschmerz und Atemnot geplagt.
Und nun lag ich da, neben einer Maschine, die dabei war, mir mein Leben zu retten. Viele sorgenvolle Gedanken strömten mir durch den Kopf, wie sollte es nun weitergehen?
Im Krankenhaus erklärte man mir in den folgenden Tagen, welche Möglichkeiten der Dialyse ich hätte. Hämo- und Bauchfelldialyse waren die Optionen und ich entschied mich für die Variante mit dem Bauchfell, da ich einfach Angst vor den erschreckend großen Nadeln der Hämodialyse hatte. Auch fand ich den Gedanken der Selbstständigkeit sehr reizvoll. Nach Anlage und Anleitung im Ablauf konnte ich nach einem Monat im Krankenhaus endlich wieder nach Hause.
Dort angekommen war meine kleine Tochter (drei Jahre alt) sehr neugierig und ließ sich von mir alles ganz genau erklären. Bei den regelmäßigen Kontrollen im Zentrum durfte sie beim Verbandswechsel auch selbst mit Hand anlegen, sie fand es großartig und wuchs mit der Materie auf.
Leider versagte nach 1 ½ Jahren mein Bauchfell, es ging mir immer schlechter. Ich musste zur Hämodialyse wechseln, ein Shunt wurde angelegt und es stellte sich heraus, dass die Nadeln doch nicht so schlimm waren wie gedacht.
In der Zeit des Wechsels der Dialyseart stellte sich heraus, dass meine Ehefrau Probleme mit meiner Krankheit und deren Auswirkungen hatte. Eine Trennung war unvermeidlich, doch wollten wir es für unsere gemeinsame Tochter so erträglich wie nur möglich gestalten. Ich suchte mir eine Wohnung gleich um die Ecke, so dass sie jederzeit zu dem jeweils anderen gehen konnte.
Im weiteren Verlauf fand meine Ex-Frau eine Arbeitsstelle, so dass ich mich zum größeren Teil um unsere Tochter kümmerte, ich hatte ja zwischen den Dialysen jede Menge Zeit.
Finanziell gestaltete es sich schwieriger, denn ich war gezwungen, Rente zu beantragen. Es stellte sich für mich heraus, dass meine Arbeit mir immer mehr fehlte, doch leider war ich gesundheitlich nicht mehr in der Lage dazu.
Die folgenden Jahre verbrachte ich mit Gartenarbeit und Sport, um mich weiterhin fit für die Transplantationsliste zu halten. Auch das Umsorgen meiner Tochter tat mir seelisch gut, da ich eine mir wichtige Aufgabe hatte. Indes gestaltete sich eine Partnersuche als sehr schwierig, da das Wort Dialyse erstmal sehr abschreckend ist. Doch ich hatte Glück und fand eine neugierige, verständnisvolle Frau (mit Kindern), mit der ich auch heute noch glücklich zusammenlebe.
Nach 8 ½ Jahren kam dann endlich nachts der ersehnte Anruf und ich fuhr mit gepackter Tasche ins Transplantationszentrum. Dort angekommen, wurden noch einige Untersuchungen gemacht und um neun Uhr ging es los.
Nach dem Aufwachen tat mir alles weh, doch die Niere hatte schon während der OP ihre Arbeit aufgenommen. Beim ersten Besuch meiner Familie tauften die Kinder meine neue Niere auf den Namen „Freitag“, frei nach Robinson Crusoe, und ich finde, es passt sehr gut. Seit der Transplantation gab es noch einige kleinere Probleme, doch die bekamen die Ärzte schnell in den Griff.
Ich kann mein Leben wieder in vollen Zügen genießen, ohne Einschränkungen (bis auf einige Lebensmittel), und auch an Arbeiten ist wieder zu denken.
Meine Dankbarkeit für den Akt der Nächstenliebe meines Spenders versuche ich jeden Tag mit der Hilfe für andere Patienten zum Ausdruck zu bringen. Seit der Spende engagiere ich mich in der Selbsthilfe und habe eine Ausbildung zum Patientenbegleiter gemacht.