Leber­transplantation: Alles, was Sie wissen müssen

Lebertransplantation: Alles, was Sie wissen müssen

Einführung in die Leber­transplantation

Im Jahr 1967 gelang Thomas E. Starzl, einem Chirurgen aus den USA, die erste Leber­transplantation beim Menschen. Bereits zwei Jahre später wurde die erste der­artige Operation in Deutschland durch­geführt. Heute gehört sie zu den medizinischen Routine­verfahren und gibt schwer­kranken Menschen die Chance auf ein zweites Leben.1,2Bei einer Leber­transplantation wird die erkrankte Leber entfernt und eine gesunde Leber oder ein Leber­teilstück eingesetzt. Das über­tragene Organ kann dabei von einem*einer hirn­toten Spender*in (post­mortale Spende) oder von einem*einer Lebend­spender*in stammen.11,26

Die Funktionen der Leber

Die Leber sitzt im rechten Ober­bauch, größten­teils geschützt von den unteren Rippen. Mit einem Gewicht von ca. 1,5 kg ist sie das größte innere Organ unseres Körpers.3 Ihre Funktion – die Speicherung und Weiter­verarbeitung von Substanzen, die von den Verdauungs­organen aufgenommen werden – ist für uns lebens­wichtig.4

Zu den zentralen Aufgaben der Leber gehören drei Stoffwechsel­prozesse: der Fett­stoffwechsel, der Eiweiß­stoffwechsel und der Kohlenhydrat­stoffwechsel. Bei diesen Prozessen werden Stoffe abgebaut oder umgewandelt, um Energie zu gewinnen oder für andere Aufgaben zur Verfügung zu stehen. Auch Eiweiße, die eine Rolle bei der Blut­gerinnung spielen, werden in der Leber hergestellt.4

Eine weitere bedeutende Leber­funktion ist die Ent­giftung und Inaktivierung toxischer körper­eigener und körper­fremder Stoffe wie z. B. Alkohol. Auch viele Arznei­mittel werden in der Leber umgewandelt und so inaktiviert.4

Gründe für eine Leber­transplantation

Verschiedene Krank­heiten, ein erhöhter Alkohol­konsum oder eine verstärkte Medikamenten­einnahme können die Leber schädigen.5 Bei einer dauer­haften (chronischen) Schädigung entstehen im Rahmen von Entzündungs­prozessen Vernarbungen. Bei einer sogenannten Leber­zirrhose wird das Leber­gewebe allmählich zerstört und in funktions­loses, knotiges Binde­gewebe umgewandelt.6 Ist der entstandene Schaden so groß, dass die Leber ihre Aufgaben nicht mehr aus­reichend erfüllen kann, bleibt als einzige Behandlungs­möglichkeit eine Leber­transplantation.6

Seltener macht ein sogenanntes akutes Leber­versagen eine Transplantation erforderlich: In diesem Fall geht dem Funktions­verlust keine chronische Leber­erkrankung voraus. Ursachen hierfür können virale Infektionen, Medikamenten­intoxikationen/-vergiftungen oder -über­dosierungen (z. B. Paracetamol) sowie Drogen­missbrauch und Pilz­vergiftungen sein.7

Dauer einer Leber­transplantation: Was Sie erwarten können

Von dem Zeit­punkt, an dem die Not­wendigkeit einer Leber­transplantation fest­gestellt wird, bis zur eigentlichen Operation können durch­schnittlich zwei Jahre vergehen. Dies liegt vor allem an der Warte­zeit auf ein passendes Spender­organ, da der Bedarf an Organen deutlich höher ist als deren Verfügbarkeit. Eine Ausnahme stellt hier die Lebend­spende dar, mit der Ihre Warte­zeit deutlich verkürzt werden kann.

Die Leber­operation selbst dauert etwa 6 – 8 Stunden. Anschließend verbringen Sie noch 1 – 2 Wochen in der Klinik.27

Ablauf einer Leber­transplantation: Schritt für Schritt

Vor der Operation: Untersuchungen und Kontrollen

Damit Sie auf die Warte­liste für eine Leber­transplantation aufgenommen werden können, werden zunächst mithilfe körperlicher und psychologischer Untersuchungen die Notwendigkeit und Erfolgs­aussicht einer Transplantation ermittelt. Auch während der Warte­zeit werden in regel­mäßigen Abständen (meist alle drei Monate) Kontroll­untersuchungen durchgeführt.12

Sobald ein passendes Spender­organ für Sie zur Verfügung steht, muss es schnell gehen: Es erfolgen nochmals einige abschließende Unter­suchungen, dazu gehören eine Blut­analyse, ein Elektro­kardiogramm (EKG) und eine Röntgen­aufnahme des Brustkorbs.9 Anschließend wird die Narkose eingeleitet und die Operation kann beginnen.

Während der Operation: Techniken und Verfahren

Es gibt verschiedene Arten der Leber­transplantation, die sich bzgl. Herkunft und Umfang des Spender­organs unterscheiden. Allen gemeinsam ist jedoch der allgemeine Ablauf der Operation. So werden zunächst die versorgenden Blut­gefäße und der Gallen­gang der erkrankten Leber durch­trennt und das geschädigte Organ entnommen. Anschließend wird die Spender­leber eingesetzt und mit den Blut­gefäßen und dem Gallen­gang verbunden.10

Während bei der post­mortalen Voll­organ-Transplantation die komplette Leber übertragen wird, wird bei der sogenannten Split-Leber­transplantation das gespendete Organ geteilt und zwei Empfänger*innen zur Verfügung gestellt. Dies wird durch den besonderen Aufbau der Leber und ihrer Regenerations­fähigkeit möglich. In den meisten Fällen erhält ein Klein­kind einen Teil des linken Leber­lappens und eine erwachsene Person den erweiterten rechten Leber­lappen.

Seltener wird das Organ mittig geteilt und zwei Jugend­lichen oder Erwachsenen mit kleiner Körper­größe transplantiert.10

Bei einer Leberlebend­spende wird von vorn­herein nur ein Teil­stück des Organs ent­nommen, während der Rest im Körper des*der Spender*in verbleibt und nach einer Regenerations­phase weiter die volle Funktion erfüllen kann. Die Größe des transplantierten Leber­volumens richtet sich dabei nach der Körper­größe des*der Empfänger*in, kann jedoch maximal 60 % der Spender­leber betragen (bei Erwachsenen).11

Nach der Operation: Erholung und Nach­sorge

Im Anschluss an die Operation werden Sie zunächst fachgebiets­übergreifend auf der Intensivstation und später auf der Normal­station versorgt. Nach der Ent­lassung aus der Klinik wird die Teilnahme an einem drei- bis vierwöchigen Rehabilitations­programm mit körper­lichen und psycho­logischen Maß­nahmen sowie Schulungen empfohlen, damit Sie wieder fit für den Alltag werden.12,13

Die lang­fristige Nach­sorge umfasst eine regel­mäßige Kontrolle von Gewicht, Temperatur und Blut­druck bei Ihnen zu Hause, sowie ambulante Unter­suchungen im Transplantations­zentrum, beim ambulanten Hepatologen oder der hausärztlichen Praxis. Art und Häufigkeit dieser Kontroll­untersuchungen werden individuell festgelegt. Generell wird für die ersten drei Monate nach der Transplantation eine wöchentliche Labor­untersuchung empfohlen. Später werden die Abstände der Kontroll­termine schritt­weise verlängert, so dass nach einem Jahr in der Regel Inter­valle von drei Monaten ausreichend sind.12,13

Für die dauer­hafte Gesund­erhaltung Ihres neuen Organs ist es wichtig, diese Kontrollen gewissen­haft selbst­ständig durch­zuführen bzw. die Termine in der Klinik oder Praxis wahrzunehmen. Darüber hinaus ist Ihre konsequente Mit­arbeit bei der Ein­nahme der sogenannten Immun­suppressiva unerlässlich. Diese Medikamente unter­drücken das körper­eigene Abwehr­system und verhindern so eine Abstoßungs­reaktion gegen das fremde Organ. Aufgrund der dauer­haft unterdrückten Abwehr­kräfte gehören auch regel­mäßige Kontrollen für die Krebs­vorsorge dazu, um eventuelle Veränderungen früh­zeitig entdecken und behandeln zu können.12,13

Wartezeit für eine Leber­transplantation: Einfluss­faktoren und Durchschnitts­werte

Bedingt durch das Ungleich­gewicht an verfügbaren Organ­spenden und Menschen, die auf eine Transplantation angewiesen sind, ist es erforderlich eine Warte­liste zu führen. Auf dieser stehen aktuell mehr als 800 Personen, die auf eine Leber­transplantation warten. Die durchschnittliche Warte­zeit auf eine Spender­leber beträgt in Deutschland etwa zwei Jahre.14

Die gemein­nützige Stiftung Euro­transplant über­nimmt die Vermittlung von Organen an passende Empfänger*innen.15 Wem das nächste verfügbare Organ angeboten wird, hängt von der Dringlichkeit und den Erfolgs­aussichten ab. Dabei steht die Dringlichkeit bei Leber­erkrankten besonders im Vorder­grund, da die Funktionen der Leber nicht vollständig durch eine medizinische Behandlung ersetzt werden können. Die höchste Priorität, den sogenannten High-Urgency-Status, haben Betroffene mit einem akuten Leber­versagen. Etwa 10 – 15 % aller Organe werden an Personen mit dieser Dringlichkeits­stufe vermittelt.16

Bei Betroffenen mit chronischen Leber­erkrankungen richtet sich die Vergabe nach der Schwere der Erkrankung, die mithilfe des MELD-Werts eingestuft wird. MELD steht für Model for End Stage Liver Disease und berechnet sich aus drei Labor­werten, die Hinweise zur Funktions­fähigkeit der Leber und die Beein­trächtigung anderer Organe geben. Ein hoher MELD-Wert führt zu einer hohen Priorität auf der Warte­liste. Haben mehrere Erkrankte den gleichen MELD-Wert, so wird die Person bevorzugt, die diesen Wert über den längsten Zeit­raum aufweist.16

Neben der Dring­lichkeit wird bei der Organ­vermittlung auch berück­sichtigt, dass bestimmte Eigen­schaften von spendender und empfangender Person gut zueinander passen. So wird eine best­mögliche Über­einstimmung der Gewebe­merkmale, den sog. HLA-Antigenen, angestrebt. Zum Teil spielen auch Merkmale wie Körper­größe,
-gewicht und Alter eine Rolle. Nicht zuletzt kann auch die Transport­dauer zwischen den beteiligten Kliniken ein Kriterium für die Auswahl des*der Empfänger*in sein,15 da die Ischämie­zeit (die Zeit, in der das Organ ausserhalb des Körpers ist und damit nicht mehr durch­blutet wird) nicht zu lang sein darf. Für die Leber darf die Zeit zwischen Ent­nahme und Transplantation nicht länger als 10 – 12 Stunden sein.23

Voraus­setzungen für eine Leber­transplantation

Um auf die Warte­liste für eine Lebertransplantation aufgenommen zu werden, müssen Sie einige Voraus­setzungen erfüllen. So wird mithilfe psychologischer und körperlicher Unter­suchungen die Notwen­digkeit und Erfolgs­aussicht einer Transplantation ermittelt.12,15,17

Zu den körperlichen Untersuchungen gehören beispielsweise Blut­untersuchungen und eine Beurteilung des allgemeinen Gesundheits­zustands. Darüber hinaus müssen Infektions­krankheiten und Tumor­erkrankungen aus­geschlossen werden. Ist die Leber­transplantation aufgrund einer alkohol­bedingten Leber­zirrhose erforderlich, müssen Sie zudem nachweisen, über mindestens sechs Monate keinen Alkohol konsumiert zu haben.12

Im Rahmen der psychologischen Untersuchung wird Ihre psychosoziale Situation und Lebens­qualität nach der Transplantation eingeschätzt. Eine sehr wichtige Voraus­setzung ist darüber hinaus Ihre Mit­arbeit bei der medikamentösen Therapie nach der Operation, die not­wendig ist, um eine Ab­stoßung des transplantierten Organs zu vermeiden.8,12,13,17

Risiken einer Leber­transplantation: Was kann passieren?

In den zurückliegenden fast 60 Jahren seit der ersten Leber­transplantation beim Menschen wurde das Verfahren stetig verbessert und weiter­entwickelt. Heute gehört die Leber­transplantation zu den etablierten medizinischen Routine­verfahren. Dennoch birgt sie – wie alle Operationen – gewisse Risiken.

Häufige Komplikationen

Komplikationen Häufigkeit
Akute Abstoßungs­reaktion
Bis zu 40 %20
Primäres Transplantat­versagen, d. h. die Funktions­aufnahme bleibt vollständig aus
5 – 10 %18
Blut­gerinnsel in der Leber­arterie
2 – 5 %19
Chronische Abstoßungs­reaktion
2 – 5 %20

Wie bei allen operativen Verfahren kann es im Rahmen einer Leber-OP zu Blutungen oder Nach­blutungen kommen. Dies kann zum einen durch den chirurgischen Eingriff selbst verursacht werden, von größerer Bedeutung ist jedoch eine gestörte Blut­gerinnung, wenn die transplantierte Leber ihre Funktion noch nicht voll­ständig aufgenommen hat und die benötigten Eiweiße zur Blut­gerinnung noch nicht herstellen kann. In diesem Fall können die fehlenden Gerinnungs­faktoren vorüber­gehend verabreicht werden.21

Bei etwa fünf bis zehn von hundert transplantierten Personen bleibt die Funktions­aufnahme des neuen Organs voll­ständig aus, was als primäres Transplantat­versagen bezeichnet wird. Häufiger ist die sogenannte Transplantat­dysfunktion, bei der das Spender­organ seine Funktion nur unvoll­ständig aufnimmt.18 Ursächlich ist die Qualität des Spender­organs, die von Faktoren wie dem Alter der spendenden Person, der Dauer der Intensiv­behandlung vor der Organ­spende und den Transport­bedingungen bestimmt wird. Bei einem Transplantat­versagen und einer unzu­reichenden Erholung der Dys­funktion ist eine notfall­mäßige zweite Transplantation erforderlich.19

Die Funktion der transplantierten Leber kann zusätzlich auch durch Komplikationen der Blut­gefäße oder Gallen­gänge behindert werden, die einen weiteren operativen Eingriff oder eine erneute Transplantation erforderlich machen können. So kommt es bei etwa zwei bis fünf von hundert Personen zur Bildung eines Blut­gerinnsels in der Leber­arterie, welches die Versorgung mit sauerstoff­reichem Blut blockiert. Bei Komplikationen der Gallen­gänge handelt es sich meist um eine Verengung durch Narben­gewebe oder das Austreten von Gallen­flüssigkeit durch ein Leck.19

Eine weitere Komplikation und häufigste Ursache für Todes­fälle nach einer Leber­transplantation sind Infektionen durch Bakterien, Viren oder Pilze. Im ersten Monat nach der Operation handelt es sich dabei überwiegend um Infektionen, die generell im Rahmen chirurgischer Eingriffe auftreten können. Danach begünstigt die Unter­drückung der körper­eigenen Immun­abwehr durch die immun­suppressive Therapie das Auftreten von Infektionen durch normaler­weise harmlose Erreger (so­genannte oppor­tunistische Infektionen).21

Transplantat­abstoßung

Das körper­eigene Abwehr­system kann nicht nur Krankheits­erreger erkennen und bekämpfen, sondern auch fremde Organe und Gewebe. Aus diesem Grund muss die Immun­abwehr mithilfe von Medikamenten dauer­haft herunter­gefahren werden (immun­suppressive Therapie).28  Obwohl dies die Erfolgs­raten bei Transplantationen erheblich verbessert hat,1 kann es unter Umständen weiter­hin zu einer Abstoßungs­reaktion gegenüber der transplantierten Spender­leber kommen.Dabei wird zwischen einer akuten und einer chronischen Abstoßung unter­schieden. Erstere tritt typischer­weise in einem Zeit­raum von 5 – 30 Tagen nach der Transplantation auf und ist meist gut behandelbar. Bis zu 40 % der Leber­transplantierten erleiden eine solche akute Abstoßungs­reaktion. Eine chronische Abstoßung ist hingegen seltener, sie betrifft nur etwa 2 – 5 % aller Leber­transplantate, und zeigt sich im Abstand von mehr als drei Monaten zur Operation als langsame Veränderungen an den Gallen­wegen und Blut­gefäßen. Diese Form der Abstoßungs­reaktion ist schlechter behandelbar und macht meist eine erneute Transplantation erforderlich.20Häufig verlaufen Abstoßungs­reaktionen zunächst ohne Symptome und sind in erster Linie durch Veränderungen der Labor­werte fest­stellbar. Fieber und Bauch­schmerzen können jedoch auf eine Ab­stoßung hinweisen und sollten Sie zu einem Besuch in Ihrer Praxis oder Ihrem Transplantations­zentrum veranlassen.29

Komplikationen vorbeugen

Sie selbst können etwas dazu beitragen, einigen der genannten Komplikationen vorzubeugen.

Um beispiels­weise eine Abstoßungs­reaktion zu vermeiden, ist es wichtig, die verordneten Medikamente regel­mäßig und wie besprochen einzu­nehmen. Sie sollten ohne ärztliche Abstimmung keiner­lei Veränderungen an der Dosis oder dem Einnahme­schema vornehmen. Zusätzliche Medikamente – auch rezept­freie – sollten Sie eben­falls nicht ohne Absprache einnehmen. Darüber hinaus ist wichtig, die regel­mäßigen Kontroll­untersuchungen wahr­zunehmen, da eine Abstoßungs­reaktion häufig erstmals durch eine Veränderung der Labor­werte auffällt.8,12,13

Auch beim Schutz vor Infektionen können Sie selbst mitwirken. So sollten Sie zum Beispiel Beratungs­angebote zu Impfungen wahr­nehmen.24 Zudem gibt es einige Empfehlungen zu Hygiene und Kontakten, die ebenfalls helfen, die Ansteckungs­gefahr zu senken.8 Nicht zuletzt ist eine gesunde und ausgewogene Ernährung eine wichtige Basis für die Erhaltung des Transplantats und Ihrer Gesundheit insgesamt.

Zusammen­fassung

Die Leber ist mit ihren viel­fältigen Funktionen ein lebens­wichtiges Organ. Kann sie ihre Aufgaben nicht mehr ausreichend erfüllen, bleibt als einzige Behandlungs­möglichkeit eine Leber­transplantation.30 Diese ist zunächst mit einer Warte­zeit verbunden, da ein Mangel an Spender­organen besteht.31 Sobald eine passende Spender­leber zur Verfügung steht, wird nach Durch­führung einiger abschließender Unter­suchungen das geschädigte Organ in einer mehr­stündigen Operation ersetzt.8 Danach sind regel­mäßige Kontroll­untersuchungen sowie eine lebens­lange immun­suppressive Therapie erforderlich, um eine Abstoßungs­reaktion zu verhindern.12,13 Obwohl eine Leber­transplantation ein etabliertes medizinisches Verfahren ist, bleiben Risiken bestehen21 – und doch bietet sie schwer­kranken Menschen die Chance auf ein zweites Leben.

Weiter­führende Informationen finden Sie auch in unserer Broschüre „Wissens­wertes rund um Ihre Leber­transplantation“.

FAQs – Häufig gestellte Fragen

Im Anschluss an die Operation werden Sie zunächst fachgebiets­übergreifend auf der Intensiv­station und später auf der Normal­station versorgt. In der Regel können Sie nach ein bis zwei Wochen aus dem Kranken­haus entlassen werden.

Eine Leber­transplantation bietet Ihnen die Chance auf eine Rück­kehr zu einem selbst­bestimmten Alltag und eine Verbesserung der Lebens­qualität.12 Viele Dinge sind nun wieder besser möglich, z. B. einer regel­mäßigen Arbeit nach­gehen, körperlich aktiv sein oder reisen. Dabei sind jedoch auch immer einige Vorsichts­maßnahmen zu beachten, damit Sie sich nicht über­lasten und vor Infektionen oder anderen Folge­erkrankungen schützen.

Des Weiteren wird mit einer Transplantation die lebens­lange Einnahme von Medikamenten erforderlich. Hier ist Ihre gewissen­hafte Mit­arbeit gefragt, um eine Abstoßung des Leber­transplantats zu verhindern. Zudem ist es wichtig, die regel­mäßigen Kontroll­untersuchungen wahr­zunehmen, mit deren Hilfe gesundheit­liche Ver­änderungen früh­zeitig erkannt und behandelt werden können.8,12,13

Neben den körperlichen Veränderungen und den Um­stellungen in Ihrem All­tag, können auch soziale und psychische Heraus­forderungen nach der Transplantation auftreten. Scheuen Sie sich nicht, diese zu kommunizieren und früh­zeitig Hilfe zu suchen.

Nach einer Leber­transplantation müssen Sie zwar keinen speziellen Diät­plan einhalten, ein paar Aspekte sollten Sie zum Thema Ernährung jedoch beachten. Empfohlen wird eine gesunde, aus­gewogene und ballast­stoffreiche Ernährung mit geringen Mengen an Zucker und Salz.32,33 Da im Rahmen der immun­suppressiven Therapie ihr körper­eigenes Abwehr­system unterdrückt wird und folglich das Risiko für Infektions­krankheiten steigt, sollten Sie auf eine keim­arme Auswahl und Zubereitung der Mahl­zeiten Wert legen. Zu beachten ist auch, dass bestimmte Nahrungs­mittel, wie Grape­fruits oder Johannis­kraut, die Wirksamkeit der Medikamente beein­flussen können und daher gemieden werden sollten. Um Ihre neue Leber nicht zusätzlich zu strapa­zieren, sollten Sie auf alkoholische Getränke weitest­gehend verzichten.12 Mit diesen wenigen Anpassungen können Sie über Ihre Ernährung lang­fristig Ihr Wohl­befinden und Ihre Leistungs­fähigkeit fördern.

Wie lange man mit einer Spender­leber leben kann, hängt von vielen individuellen Faktoren ab. Statistisch üben ein Jahr nach der Transplantation noch 80 von 100 gespendeten Lebern ihre Funktion aus. Nach fünf Jahren beträgt der Anteil etwa 68 von 100 Spender­organen.22

Wie alle chirurgischen Ein­griffe ist auch die Transplantation einer Leber mit gewissen Risiken verbunden. So kann es während oder nach der Operation zu Blutungen kommen. Auch Infektionen mit Bakterien, Viren und Pilzen sind möglich und können lebens­bedrohlich sein. Daneben gibt es Komplikationen, die das Transplantat betreffen: Bei etwa 5 – 10 % der transplantierten Personen nimmt die Spender­leber nach der Transplantation ihre Funktion nicht auf (primäres Transplantat­versagen). Häufiger kommt es zu einer unvoll­ständigen Aufnahme der Funktion (Transplantat­dysfunktion).18 Eine akute Abstoßungs­reaktion durch die körper­eigenen Abwehr­kräfte tritt bei bis zu 40 % der Leber­transplantierten auf.20

Durch ärztliche Maß­nahmen und Ihren persönlichen Beitrag zur Vor­beugung von Komplikationen werden diese Risiken best­möglich reduziert, können jedoch nie ausgeschlossen werden.

Um auf die Warte­liste für eine Leber­transplantation auf­genommen zu werden, muss mithilfe psychologischer und körper­licher Unter­suchungen die Notwendigkeit und Erfolgs­aussicht einer Transplantation ermittelt werden.15 Zu den körperlichen Unter­suchungen gehören Blut­untersuchungen, der Ausschluss von Infektions­krankheiten und Tumorerkrankungen sowie eine Beurteilung des allgemeinen Gesundheits­zustands. Ist die Leber­transplantation aufgrund einer alkohol­bedingten Leber­zirrhose erforderlich, müssen Sie nachweisen, über mindestens sechs Monate keinen Alkohol konsumiert zu haben.12 Eine sehr wichtige Voraus­setzung ist darüber hinaus Ihre Mit­arbeit bei der medikamentösen Therapie nach der Operation, die notwendig ist, um eine Ab­stoßung des transplantierten Organs zu vermeiden.8,12,13

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