Ernährung nach der Organtransplantation
Nach einer erfolgreichen Organtransplantation ist es entscheidend, die Gesundheit und das Wohlbefinden durch eine angemessene Ernährung zu fördern. Die richtige Ernährung nach einer Nieren- oder Lebertransplantation spielt eine zentrale Rolle bei der Erhaltung der Organfunktionen, der Vermeidung von Komplikationen und der Förderung eines optimalen Genesungsprozesses. In diesem Artikel werfen wir einen eingehenden Blick auf die Aspekte der Ernährung nach einer Organtransplantation und bieten einen Leitfaden für eine ausgewogene und gesunde Ernährung.
Gewichtszunahme nach der Transplantation
Eine gesunde, ausgewogene Ernährung spielt natürlich auch für das Gewicht eine entscheidende Rolle. Untersuchungen zeigten, dass bei Lebertransplantierten Patienten das Risiko, nach der Transplantation adipös zu werden, erhöht ist – etwa ein Drittel der vor der Transplantation normalgewichtigen Patient*innen litten danach unter Adipositas. Übergewicht ist dabei ein entscheidender Faktor für die Entwicklung des Metabolischen Syndroms.1 Aber auch schlicht die Rückkehr des Appetits nach der Nierentransplantation, oder die Einnahme bestimmter Medikamente, kann das Gewicht beeinflussen.
Auswirkungen und Wechselwirkungen durch Immunsuppressiva
Ein weiterer Risikofaktor liegt dabei auch in der immunsuppressiven Medikation (Cortison/Steroide, Calcineurininhibitoren wie Tacrolimus und Ciclosporin und mTOR-Inhibitoren (z.B. Sirolimus)). Beispielsweise erhöhen Calcineurininhibitoren wie Tacrolimus und Ciclosporin das Risiko, nach der Transplantation Diabetes, sowie Bluthochdruck oder Fettstoffwechselstörungen zu entwickeln.1
Durch die Einnahme von Immunsuppressiva ist Ihre Abwehr gegen Infektionen eingeschränkt. Keime wie Bakterien, Pilze und Viren können so in Ihrem Körper leichter zu Krankheiten führen. Daher sollten Sie, um Infektionen zu vermeiden, auf eine keimarme Ernährung nach der Transplantation achten. Diese beinhaltet nicht nur eine bestimmte Auswahl an Nahrungsmitteln, sondern auch deren richtigen Einkauf, Lagerung und Zubereitung.
Bestimmte Lebensmittel können die Wirkung der Immunsuppressiva beeinflussen, da sie selbst als pflanzliche Arzneimittel genutzt werden, diese müssen vermieden werden.
Richtlinien für eine gesunde Ernährung nach der Transplantation
Keine Sorge – Sie müssen nach einer Transplantation keine strenge Diät einhalten. Essen Sie ausgewogen und gesund, und halten Sie folgende Regeln ein2:
- Die ausgewählte Nahrung sollte zucker-, salz- und cholesterinarm sein und reich an Ballaststoffen und Vitaminen. Vor allem Zucker und Salz sollten nur sparsam eingesetzt werden, um einen hohen Blutdruck und Wassereinlagerungen im Gewebe zu verhindern.
- Wann immer möglich, sollten Sie Vollkornprodukte bevorzugen (z.B. bei Brot, Reis oder Nudeln)
- Trinken Sie ausreichend – 1,5 – 2 L pro Tag sind optimal
- Essen Sie ausreichend Gemüse sowie ausgewählte Obstsorten, da diese viele Vitamine und Ballaststoffe enthalten
- Verzichten Sie auf Alkohol nach Nieren- oder Lebertransplantation
Verbotene Lebensmittel nach einer Leber- und Nierentransplantation
Verzichten Sie auf Grapefruits, Pampelmusen, Pomelos, Granatäpfel und Sternfrucht (auch Säfte), sowie Johanniskraut und Schisandrabeeren. Diese Lebensmittel, die z.T. auch als pflanzliche Arzneimittel genutzt werden, beeinflussen die Wirkung einiger Immunsuppressiva. Während Johanniskraut (Hypericum perforatum) den Wirkstoffspiegel der Immunsuppressiva senken kann, können Grapefruits und Schisandrabeeren (Schisandra sphenanthera) diesen erhöhen. Sie können auch in Teemischungen, Müslis und anderen Produkten, die Beeren enthalten, zu finden sein. Daher sollten Sie hier Vorsicht walten lassen.3Ausgewogene Mahlzeiten
Die Empfehlung der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) für eine vollwertige Ernährung sind auch oder sogar vor allem nach einer Transplantation ein guter Fahrplan. Ein wichtiger Faktor dabei ist die Nutzung der Lebensmittelvielfalt, die uns heutzutage zur Verfügung steht. Durch eine bunte Auswahl aus allen Lebensmittelgruppen (unter Beachtung einiger weniger Regeln, siehe Übersicht) lässt sich das Risiko einer einseitigen Ernährung gut vermeiden.4
Einnahme von ausreichend Flüssigkeit
Vermeidung von Infektionen – Infektionsrisiko
Lebensmittelhygiene
Beim Einkauf, der Zubereitung und Lagerung gibt es einige Dinge zu beachten, die dazu beitragen, die Ernährung möglichst keimarm zu gestalten.3 Dazu zählen:
Beim Einkauf
- darauf zu achten keine beschädigten Lebensmittel zu kaufen, dies gilt sowohl für unverpacktes wie Obst und Gemüse, als auch verpackte Lebensmittel
- das Mindesthaltbarkeitsdatum zu prüfen und keine abgelaufenen Lebensmittel zu kaufen
- von Tiefgekühlten Produkten darauf zu achten, diese möglichst nicht auftauen zu lassen, um die Kühlkette nicht zu unterbrechen (nutzen Sie hierzu eine Kühltasche für den Transport)
Bei der Lagerung
- sollten Sie darauf achten, die Lebensmittel entsprechend der angegebenen Empfehlung zu lagern, zumeist ist dies kühl und dunkel
- sind (wieder-)verschließbare Behältnisse hervorragen geeignet, um die Lebensmittel frisch zu halten
- sollten die Behältnisse, Lagerorte als auch der Kühlschrank regelmäßig gereinigt werden
Bei der Zubereitung
- sollten die Lebensmittel immer durchgegart werden, um die Keimzahl zu vermindern
- ist es wichtig, Lebensmittel die schimmelig sind, sofort zu entsorgen und nicht zu verarbeiten
- sollten Sie die fertigen Speisen zügig verzehren, und eventuelle Reste kühl und nur kurz für den weiteren Verzehr aufbewahren
- sollten die zur Verarbeitung tierischer Lebensmittel verwendeten Küchenutensilien direkt nach dem Gebrauch gründlich gereinigt werden. Messer oder Schneidebretter sollten im Anschluss möglichst nicht mehr dazu verwendet werden, Rohkost oder Brot zu schneiden.
Vermeidung von Rohkost
Verzichten Sie während der ersten 6 Monate nach der Transplantation auf jegliche Rohkost. Dazu zählen Rohmilch, rohes Fleisch und Fisch, Honig, Speisen mit rohen Eiern (z.B. Tiramisu oder Mayonaise) sowie Geflügel.2 Auch Schimmel- und Rohmilchkäse sind tabu. Obst und Gemüse, welches im Boden oder in Bodennähe wächst, und nicht gekocht oder geschält werden kann (z.B. Erdbeeren, Salat) sollte auch erst nach 6 Monaten auf dem Speiseplan stehen. Danach kann durch gründliches Waschen und/oder Schälen von Obst und Gemüse die Keimbelastung reduziert werden. Verzichten Sie auf den Verzehr von rohen Pilzen, Sprossen und Keimlingen, da hier die Keimbelastung oft erhöht sein kann.3
Wichtigkeit der ärztlichen Betreuung
Die Zeit nach einer Organtransplantation erfordert nicht nur kurzfristige Anpassungen, sondern auch langfristige Ernährungsstrategien, um die Gesundheit zu erhalten. Regelmäßige ärztliche Kontrollen, Blutuntersuchungen und die Zusammenarbeit mit Ernährungsspezialisten sind entscheidend, um den individuellen Ernährungsbedarf zu überwachen und anzupassen.
Fazit
Die Ernährung nach einer Organtransplantation spielt eine Schlüsselrolle bei der Erhaltung der Gesundheit und der Förderung eines erfolgreichen Genesungsprozesses. Es ist wichtig, auf eine ausgewogene Ernährung zu achten, die den individuellen Bedürfnissen und den Anforderungen nach der Transplantation gerecht wird. Nicht nur zur Vorbeugung einer Gewichtszunahme, sondern auch zur Prävention verschiedener Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck oder Knochenschwund (Osteoporose) ist es zudem empfehlenswert, nach der Transplantation Bewegung und Sport in Ihren Alltag zu integrieren. Welche Aktivitäten für Sie am besten geeignet sind und wann Sie mit diesen beginnen können, sollten Sie mit Ihrem*Ihrer behandelnden Ärzt*in besprechen. Ein guter Start sind kurze Spaziergänge. Später können Ausdauersportarten wie Walken und Radfahren mit leichtem Krafttraining kombiniert werden, um Ihre Fitness weiter zu steigern. Machen Sie, was Ihnen guttut. Hören Sie dabei aber stets auf die Signale Ihres Körpers, damit Sie sich nicht überanstrengen. Eine enge Zusammenarbeit mit dem medizinischen Team und Ernährungsexperten ist dabei unerlässlich, um optimale Ergebnisse zu erzielen und ein gesundes Leben nach der Organtransplantation zu führen.
Wenn Sie weitere Informationen zum Thema Ernährung nach der Transplantation suchen, finden Sie viele hilfreiche Tipps in unserer Broschüre „Gesund Leben – Ernährung nach der Transplantation“
Keimarme Rezepte
- https://lebertransplantation.eu/transplantation/nach-der-transplantation/metabolisches-syndrom zuletzt abgerufen am 25.01.2024
- https://www.davita.de/de/patienten-und-angehoerige/nierenfreundliche-ernaehrung/ernaehrungstipps/ern%C3%A4hrung-nach-der-nierentransplantation zuletzt abgerufen am 25.01.2024
- https://www.vamed-gesundheit.de/fileadmin/Rehaklinik_Damp/Downloads/Broschuere-_Ernaehrung_Transplantierte.pdf zuletzt abgerufen am 25.01.2024
- https://www.dge.de/gesunde-ernaehrung/dge-ernaehrungsempfehlungen/10-regeln/#c2407 zuletzt abgerufen am 25.01.2024