Der Organspendeausweis: Kleines Dokument mit großer Wirkung
Der Organspendeausweis ist ein kleines Dokument, das eine große, ja sogar lebenswichtige Entscheidung festhält: die Bereitschaft, nach dem Tod die eigenen Organe zu spenden. Mit diesem Ausweis wird rechtssicher festgehalten, ob und wenn ja, welche Organe oder Gewebe man zur Verfügung stellen möchte oder ob man eine Organspende ablehnt.
In Deutschland kann jede*r Bürger*in ab dem 16. Lebensjahr einen solchen Ausweis ausfüllen. Darüber hinaus ist es bereits ab dem 14. Lebensjahr möglich, eine Organspende auszuschließen.1 Im folgenden Artikel beleuchten wir die Funktionen des Organspendeausweises, seine Bedeutung sowie die Vorteile und Herausforderungen, die mit ihm verbunden sein können.
Organspendeausweis einfach erklärt
Der Organspendeausweis ist ein offizielles Dokument, auf dem man festlegen kann, ob und welche Organe nach dem Tod gespendet werden dürfen. Es handelt sich um ein freiwilliges Dokument, das in der Brieftasche oder an einem anderen leicht zugänglichen Ort mitgeführt werden kann (und sollte). In Deutschland ist das Ausfüllen des Organspendeausweises nicht mit einer gesetzlichen Pflicht verbunden, sondern dient dazu, den eigenen Willen klar und unmissverständlich auszudrücken.
Funktionen des Organspendeausweises
Der Organspendeausweis hat mehrere wichtige Funktionen:
- Willensbekundung: Der Ausweis dient als klare Willenserklärung in Bezug auf eine potenzielle Organspende. Er ermöglicht es, bereits zu Lebzeiten zu entscheiden, was nach dem Tod mit den eigenen Organen geschehen soll.
- Entlastung der Angehörigen: Im Falle eines plötzlichen Todes müssen Angehörige oft schwerwiegende Entscheidungen treffen. Der Organspendeausweis kann sie in einer ohnehin emotional belastenden Situation entlasten, da der Wille des*der Verstorbenen klar dokumentiert ist.
- Klärung über die Art der Spende: Der Ausweis erlaubt es, genau festzulegen, welche Organe und Gewebe gespendet werden dürfen, z. B. Herz, Leber, Nieren, Lunge oder auch Hornhaut der Augen. Ebenso kann festgehalten werden, wenn man bestimmte Organe von einer Spende ausschließen möchte oder die Organspende vollständig ablehnt.
- Rechtsgültige Entscheidung: Der Organspendeausweis ist rechtsgültig und wird im Falle des Todes von den medizinischen Fachkräften beachtet. Er kann jederzeit widerrufen oder geändert werden, um den aktuellen Willen widerzuspiegeln.1
Wie füllt man einen Organspendeausweis aus?
Das Ausfüllen eines Organspendeausweises ist unkompliziert und kann ohne großen Aufwand erfolgen. Auf dem Ausweis werden in der Regel folgende Informationen festgehalten:

Auf der Vorderseite:
- Vollständiger Name
- Aktuelle vollständige Adresse
- Geburtsdatum
Auf der Rückseite:
- Erklärung, ob man einer Organ- und Gewebespende zustimmt oder diese ablehnt
- Optional: Angabe, welche Organe oder Gewebe gespendet werden dürfen
- Unterschrift und Datum
Der Ausweis kann jederzeit geändert oder auch zerstört werden, falls sich die Meinung zur Organspende im Laufe der Zeit ändert. Es ist sinnvoll, Angehörige oder enge Freunde über den ausgefüllten Organspendeausweis zu informieren, damit diese im Ernstfall Bescheid wissen.2
Vorteile des Organspendeausweises
Der Organspendeausweis bietet zahlreiche Vorteile, sowohl für Spender*innen als auch für potenzielle Empfänger*innen:
- Leben retten: Die offensichtlichste und wichtigste Funktion der Organspende ist die Möglichkeit, Leben zu retten. Eine Person kann mit ihrer Organspende bis zu sieben Organe spenden und so schwerkranken Menschen helfen.3
- Selbstbestimmung: Der Organspendeausweis ermöglicht es, selbstbestimmt und verantwortungsbewusst nach dem Tod über den eigenen Körper zu entscheiden. Man trifft diese Entscheidung bewusst zu Lebzeiten, ohne dass andere in der schwersten Stunde darüber spekulieren müssen, was man sich gewünscht hätte.1
- Unkompliziert und jederzeit widerrufbar: Die Ausstellung und Nutzung eines Organspendeausweises ist kostenlos, einfach und kann jederzeit geändert oder widerrufen werden, falls sich die Meinung des Inhabers ändert.1
- Sicherheit für die Angehörigen: Wie bereits erwähnt, kann ein Organspendeausweis den Angehörigen eine immense emotionale Last abnehmen, da die Entscheidung des Verstorbenen bereits feststeht. Dies verhindert Unsicherheiten und Konflikte in einer ohnehin belastenden Zeit.1
- Förderung der Organspendekultur: Durch den Besitz eines Organspendeausweises und die aktive Entscheidung trägt man zur Förderung einer positiven Organspendekultur bei, in der mehr Menschen über diese wichtige Thematik nachdenken und sich informieren.1
Herausforderungen
Trotz der zahlreichen Vorteile gibt es auch einige Herausforderungen, die sich beim Ausfüllen des Ausweises ergeben können:
- Emotionale Belastung bei der Entscheidung: Für viele Menschen ist es unangenehm oder emotional belastend, sich mit dem Thema Tod und Organspende auseinanderzusetzen. Dies kann dazu führen, dass Menschen sich davor scheuen, einen Organspendeausweis auszufüllen oder überhaupt darüber nachzudenken.4
- Fehlende Aufklärung: Es besteht immer noch ein erheblicher Mangel an umfassender Aufklärung über die Organspende. Manche Menschen wissen nicht genau, welche Entscheidungen sie treffen oder haben Bedenken, die auf Missverständnissen beruhen. Das kann dazu führen, dass weniger Menschen einen Organspendeausweis besitzen.4
- Unsicherheiten bei den Angehörigen: In einigen Fällen kann es, auch wenn ein Organspendeausweis vorliegt, zu emotionalen Konflikten mit den Angehörigen kommen, die den Willen des Verstorbenen vielleicht nicht akzeptieren oder nicht informiert wurden. Dies kann zu schwierigen Situationen im Krankenhaus führen.
- Medizinische Bedenken: Manche Menschen äußern medizinische Bedenken bezüglich der Organentnahme. Es gibt Ängste, dass man im Ernstfall nicht mehr ausreichend medizinisch versorgt wird, wenn bekannt ist, dass man Organspender*in ist. Solche Bedenken sind unbegründet, da die medizinische Versorgung in Deutschland streng reguliert ist, aber sie beeinflussen dennoch die Entscheidung vieler Menschen.4
Wo ist der Organspendeausweis erhältlich?
- Online:
- Auf der Website der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (www.organspende-info.de) kann der Ausweis bestellt oder direkt ausgedruckt werden.
- Vor Ort:
- In Apotheken und Arztpraxen
- In Krankenhäusern
- Bei Krankenkassen
- In Bürgerämtern
- Auf Veranstaltungen wie z.B. dem Tag der Organspende, dem DGCH Organspendelauf und viele weiteren, die jährlich bundesweit stattfinden
Gibt es Alternativen zum Organspendeausweis?
Organspenderegister
Beim Organspenderegister handelt es sich um ein zentrales elektronisches Verzeichnis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), in dem man die persönliche Entscheidung für oder gegen eine Organ- und Gewebespende eintragen kann. Der Eintrag ist freiwillig und kostenlos und kann jederzeit geändert oder gelöscht werden. Das Register stellt neben dem Organspendeausweis und der Patient*innenverfügung eine neue digitale Möglichkeit dar, diese Entscheidung rechtlich verbindlich zu dokumentieren.6
Patientenverfügung
Neben dem Organspendeausweis und dem Organspenderegister ist es auch möglich, die Entscheidung für oder gegen eine Organspende in der Patientenverfügung festzuhalten. Sie muss schriftlich verfasst und eigenhändig unterschrieben werden. Dadurch ist diese gleichwertig zum Organspendeausweis.7
Keine Entscheidung im Testament möglich
Da das Testament erst zu einem viel späteren Zeitpunkt genutzt wird, um etwa die Erbschaft zu regeln, ist dieses Dokument im Falle einer Organspende nicht geeignet. Der Organspendeausweis, der Eintrag ins Organspenderegister bzw. die Patientenverfügung sind die Mittel der Wahl, da diese bei medizinischen Fragestellungen unmittelbar genutzt werden können.1,7
Fazit: Der Organspendeausweis kann Leben retten!
Der Organspendeausweis ist ein einfaches, aber mächtiges Instrument, das Leben retten kann. Er bietet dem*der Einzelnen die Möglichkeit, selbstbestimmt über seinen*ihren Körper zu entscheiden und gleichzeitig anderen Menschen im Falle des eigenen Todes zu helfen. Trotz einiger Herausforderungen und potenzieller emotionaler Belastungen überwiegen die Vorteile deutlich. Durch die Förderung von Aufklärung und den offenen Dialog über Organspende kann die Gesellschaft dazu beitragen, die Zahl der Organspender*innen zu erhöhen und damit Leben zu retten.
Indem man sich für oder gegen eine Organspende entscheidet und dies im Organspendeausweis festhält, trifft man eine bewusste Entscheidung, die über den eigenen Tod hinauswirkt. Unabhängig von der persönlichen Einstellung zur Organspende ist es wichtig, informiert zu bleiben und Verantwortung für diese wichtige Entscheidung zu übernehmen.
FAQ
Wenn kein Organspendeausweis vorhanden ist, müssen im Todesfall die nächsten Angehörigen über eine mögliche Organspende entscheiden. Diese Entscheidung kann sehr belastend für die Familie sein, besonders wenn der Wille des*der Verstorbenen nicht bekannt ist.1
Ja, der Organspendeausweis kann jederzeit geändert oder vernichtet werden. Sie können Ihre Meinung zur Organspende jederzeit ändern, ohne rechtliche Folgen.1
Einen Organspendeausweis erhalten Sie kostenlos bei Ihrem Hausarzt, in Apotheken, Krankenhäusern oder online auf den Seiten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).1
Nein. Im Transplantationsgesetz ist genau geregelt, wie die Organe vergeben werden, damit eine Verteilung der zur Verfügung stehenden Spenderorgane nach nichtmedizinischen Kriterien, zum Beispiel Einkommen, Herkunft oder etwa dem Versicherungsstatus ausgeschlossen ist. Die Vergabe von postmortal gespendeten, vermittlungspflichtigen Organen erfolgt nach § 12 TPG ausschließlich nach medizinischen Kriterien, insbesondere nach Erfolgsaussicht und Dringlichkeit für geeignete Patient*innen und wird durch Eurotransplant geregelt.1
Da das Testament erst zu einem viel späteren Zeitpunkt genutzt wird, um etwa die Erbschaft zu regeln, ist dieses Dokument im Falle einer Organspende nicht geeignet. Der Organspendeausweis, der Eintrag ins Organspenderegister bzw. die Patientenverfügung sind die Mittel der Wahl, da diese bei medizinischen Fragestellungen unmittelbar genutzt werden können.1,7
- BzgA. Fragen und Antworten zum Thema Organspende. URL: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/organspende/faqs.html, zuletzt abgerufen am 24.01.2025
- Organspende-Info.de. So füllen Sie einen Organspendeausweis aus. URL: https://www.organspende-info.de/organspendeausweis-infos-zum-ausfuellen/, zuletzt abgerufen am 24.01.2025
- Organspende-Info.de. Transplantierbare Organe. URL: https://www.organspende-info.de/organspende/transplantierbare-organe/, zuletzt abgerufen am 24.01.2025
- BZgA-Repräsentativbefragung „Einstellung, Wissen und Verhalten der Allgemeinbevölkerung zur Organ- und Gewebespende in Deutschland 2022“, URL: https://www.bzga.de/fileadmin/user_upload/PDF/studien/BZGA-23-05444-Repraesentativbefragung-Organspende-2022.pdf, zuletzt abgerufen am 24.01.2025
- Deutsche Stiftung Organspende. Pressemitteilungen. URL: https://dso.de/Lists/Pressemitteilungen/DispForm.aspx?ID=136, zuletzt abgerufen am 24.01.2025
- Organspende. Das Organspende-Register. https://www.organspende-info.de/organspende-register/?mtm_campaign=organspende-sea-2024-register&gad_source=1, abgerufen am: 14.02.2025
- Organspende. Patientenverfügung und Organspende. https://www.organspende-info.de/organspendeausweis-patientenverfuegung/, zuletzt abgerufen am 14.02.2025
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